Wer nicht ausbildet, wird umgelegt!

Ausbildungsumlage – was soll das eigentlich bedeuten? Was genau wird da umgelegt und wie soll das jungen Menschen überhaupt nützen? Um diese Fragen zu beantworten, lohnt sich der Blick zurück auf den Ursprung dieser Idee: Die Steinkohleindustrie.

Die meisten werden natürlich wissen, dass Steinkohle unter Tage abgebaut wurde. Ein Knochenjob, aber immerhin gut bezahlt. Wenn die Kohle aus der Erde geholt wurde, musste sie natürlich auch weiterverarbeitet werden. Weniger schwere Arbeit, aber auch weniger gut bezahlt. Wenig verwunderlich also, dass Menschen mit abgeschlossener Ausbildung wenn möglich unter die Erde wollten. Um Nachwuchs mussten die Betriebe unter Tage sich also keine Sorgen machen, dementsprechend wenig bildeten sie selber aus. 

Keine besonders guten Voraussetzungen jedoch für die Betriebe über Tage. Sie machten sich die Arbeit, junge Menschen auszubilden, doch davon profitierten vor allem die Betriebe unter Tage. Kein Wunder also, dass die Betriebe über Tage forderten, dass die Ausbildungskosten nicht alleine von ihnen getragen werden sollten. Ihre Forderung: Die Kosten sollten auf alle Betriebe – egal ob über oder unter der Erde – umgelegt werden.

Neue Zeit, alte Probleme

Eine nette Geschichte, die jedoch nicht nur in der Vergangenheit spielt – auch heute stehen wir vor einem vergleichbaren Problem und die Lösung könnte ganz ähnlich aussehen. Denn das Angebot an Ausbildungsstellen ist vor allem im Norden Deutschlands mangelhaft, obwohl Fachkräfte gebraucht werden. Während einige Betriebe gegensteuern und ausbilden, fehlt es bei anderen an Bereitschaft und Möglichkeiten. Das führt nicht nur zu fehlenden Ausbildungsstellen, sondern ist auch schlichtweg ungerecht. Der Aufwand der Ausbildung ist nicht gleichmäßig über alle Betriebe verteilt, vom Nachschub an Fachkräften profitieren dagegen alle.

Eine Ausbildungsumlage kann dieses Problem lösen! Mit dieser schaffen wir es zum einen, das Angebot von Ausbildungsstellen zu erhöhen und können zum anderen die Kosten fair auf alle Betriebe umzulegen. Dafür wird ein Fonds eingerichtet in den zunächst alle Betriebe (gestaffelt nach Größe) einzahlen. Dann erhalten alle Betriebe, je nachdem wie viel sie ausbilden, Geld aus diesem Fonds zurück. Mit dem Geld investieren die Unternehmen dann in gute Ausbildungsbedingungen vor Ort. Darüber hinaus kann der Fonds genutzt werden, um allgemein die Infrastruktur der Ausbildung im Land Bremen zu verbessern.

Es muss mehr ausgebildet werden

Eins sollte allen klar sein: Wir brauchen dringend mehr Ausbildungsplätze! Das zeigt ein Blick auf die Fakten: Bis Oktober 2020 wurden im Land Bremen laut Agentur für Arbeit 5.002 Ausbildungsstellen gemeldet (11,3% weniger als im Vorjahr). Demgegenüber standen allein 4.276 bei der Agentur gemeldete Personen, die auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz waren. Dazu kommt noch eine beträchtliche Anzahl an nicht-gemeldeten Suchenden und Suchende aus dem Umland! Am Ende hatten von diesen 4.276 Suchenden immer noch 998 Personen keinen Ausbildungsplatz. Ein eindeutiges Zeichen für einen Mangel an Ausbildungsstellen: 2018 kamen auf 100 Suchende nur 71 Ausbildungsplätze.

Wir haben es also eindeutig mit einem Versorgungs- und nicht mit einem Matchingproblem zu tun, wie es häufig von Handelskammer & Co zu hören ist. Anders gesagt: Das Problem ist nicht, dass völlig andere Ausbildungsplätze angeboten als nachgefragt werden! Es mangelt schlichtweg am Angebot.

Zeit für die Ausbildungsumlage

Wir haben gesehen, dass die Ausbildungsumlage keine neue Idee ist und tatsächlich wird sie auch in Bremen wieder intensiv diskutiert. Wir Jusos setzen uns seit Jahren für die Umlage ein! Nun hat sich die Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) der SPD Bremen inzwischen auch eindeutig für eine Umlage (bzw. einen Fonds) ausgesprochen und auch im Koalitionsvertrag wurde die Maßnahme festgehalten.
Der Senat ist jetzt am Zug, schnellstmöglich ein Konzept für die Umsetzung vorzulegen. Durch Corona ist das Ausbildungsangebot noch einmal dramatisch eingebrochen, deshalb müssen wir hier dringend gegensteuern. Doch dabei dürfen wir nicht vergessen, dass es Quantität alleine nicht macht. Wer von der Umlage profitiert, muss auch gute Ausbildungsbedingungen garantieren! Auch das muss bei der Verteilung von Geldern aus dem Fonds berücksichtigt werden.

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