38€ pro Monat – so viel zahlen Studierende in Bremen für ein Ticket, mit dem man in ganz Niedersachsen Bahn fahren und im VBN-Gebiet zusätzlich den ÖPNV nutzen kann. Zum gleichen Preis bekommen Azubis noch nicht einmal ein Monatsticket für Bremen, denn das kostet bereits 49,30€ pro Monat. Ein dem Semesterticket ähnliches Angebot würde für Azubis momentan 193,90€ pro Monat kosten und würde noch nicht einmal die Bahnfahrten über das VBN-Gebiet mit einschließen. Ein astronomischer Preis für Menschen, die sich noch in der Ausbildung befinden! Wie lässt sich ein so gewaltiger Unterschied zwischen Auszubildenden und Studierenden begründen?
Brauchen Auszubildende Bus und Bahn etwa gar nicht?
Unsinn! Denn für Auszubildende ist gerade eine gute und schnelle Anbindung zwischen Betrieb, Berufsschule und Wohnort wichtig. Dafür müssen sie auch selbstverständlich kostengünstig auf Bus und Bahn zurückgreifen können. Es geht hier also nicht nur um Freizeitspaß, sondern um eine konkrete Verbesserung der Ausbildungsbedingungen durch bessere Mobilität – auch ohne Auto. Das muss unabhängig von der Größe des Geldbeutels möglich sein, denn nur das ist sozial gerecht. Dass viele Azubis sich hier eine Verbesserung wünschen, zeigt der Ausbildungsreport 2020 der DGB-Jugend.
Auch Klimawandel und Umweltbewusstsein nehmen einen immer größeren Stellenwert in unserer Gesellschaft ein. Vor allem wir – die junge Generation – fordern mehr Umweltbewusstsein ein. Die Verlagerung des Verkehrs vor und nach der Arbeit vom eigenen Auto oder Roller auf die öffentlichen Verkehrsmittel, ist ein weiterer wichtiger Schritt, den CO2-Ausstoß zu verringern. Zudem ist die Nutzung von Bussen und Bahn auch weniger stressig, als morgens im stockenden Verkehr zu stecken. Ein günstiges Ticket – nicht nur bezahlbar, sondern auch umweltbewusst!
Es ist Zeit für ein Azubi-Ticket
Die Gründe liegen also auf der Hand – Schluss mit der Ungleichbehandlung von Auszubildenden und Studierenden! Denn warum sollte eine Gruppe weitaus mehr für Bus und Bahn zahlen müssen als die andere? Ein günstiges Azubi-Ticket muss her! Dieses Ticket muss die gleiche Mobilität und Flexibilität für Auszubildende ermöglichen, wie es bei Studierenden schon seit Jahren der Fall ist. Das Land Bremen lässt mit konkreten Vorschlägen hier noch auf sich warten, obwohl es in anderen Bundesländern bereits Modelle gibt.
Es wird dringend Zeit, dass das Land Bremen hier nachbessert und für alle Auszubildenden mit einem Ausbildungsplatz in Bremen ein bezahlbares Ticket bereitstellt. Wie auch das Semesterticket sollte das Azubi-Ticket das gesamte VBN-Streckennetz umfassen. Das ist keineswegs unrealistisch, denn bereits für 20,70€ im Monat gibt es das Jugendfreizeitticket, mit dem man im gesamten VBN-Netz mobil ist. Leider nur für alle unter 20 und ab 14 Uhr an Werktagen – also nicht das richtige Ticket für Azubis.
Was soll das Kosten?
Wir wollen, dass der Preis für das Ticket nicht über den Preis des Semestertickets hinausgeht, denn Azubis sollen für Mobilität nicht mehr zahlen als Studierende! Dabei muss sich der Gültigkeitsbereich des Azubi-Tickets natürlich auch im Preis widerspiegeln: Wer weniger weit fahren darf, muss auch weniger bezahlen. Steigende Kosten lassen sich nur mit einer Ausweitung des Angebots rechtfertigen.
Bleibt die Frage: Wer soll das bezahlen? Die Antwort fällt vielfältig aus und verschiedene Modelle haben unterschiedliche Erfolgsaussichten. Wir wollen bei der Finanzierung auch die Arbeitgeber*innen in die Pflicht nehmen! Sie würden durch die Aufwertung des Ausbildungsstandorts Bremen ebenfalls stark von einem günstigen Azubi-Ticket profitieren. So würde das Ticket für die Auszubildenden noch günstiger werden.
Wir orientieren uns am 365€-Ticket, das heißt mit 1€ pro Tag durch Stadt UND Land! Der Betrag sollte dabei entweder pro Jahr oder pro Monat (ca. 30,5€) bezahlbar sein. Bei der genauen Ausgestaltung muss auf eine finanzielle Beteiligung der Ausbildungsbetriebe geachtet werden (und eine ähnliche Lösung braucht es auch für vollschulische Ausbildungen).
Solidarmodell für das Azubi-Ticket?
Das Semesterticket ist über ein Solidarmodell organisiert, wodurch alle Studierenden verpflichtet sind, ein Ticket abzunehmen. Dies stärkt die Verhandlungsposition gegenüber den Verkehrsverbünden außerordentlich. Der geringe Preis des Semestertickets ist nicht unerheblich auf das Solidarmodell zurückzuführen und ermöglicht so auch Studierenden mit geringem Einkommen die Nutzung von Bus und Bahn in ganz Bremen und Niedersachsen.
Eine solidarische Finanzierung des Azubi-Tickets wäre also anzustreben, muss aber mit einer effektiven Selbstorganisation und landesweiten Vertretung von Azubis (in Verbindung mit den bereits bestehenden JAVs) einhergehen. Bis dahin sollte niemand verpflichtet werden, für das Azubi-Ticket zu bezahlen.
Fazit
Während das Semesterticket seit langem Standard ist, lässt ein günstiges Azubi-Ticket weiterhin auf sich warten. Das wollen wir ändern und ein vergleichbares Angebot für Azubis schaffen! Nur billiger reicht uns nicht, stattdessen wollen wir auch Ausbildungsbetriebe bei der Finanzierung mit in die Pflicht nehmen. So ermöglichen wir allen Azubis günstige Mobilität im gesamten VBN-Gebiet und werten den Ausbildungsstandort Bremen und Bremerhaven auf.
Der Preis des Azubi-Tickets für Auszubildende darf dabei nicht den des Semestertickets übersteigen! Wir orientieren uns dabei am 365€-Ticket (1€ pro Tag bzw. maximal 30,50€ im Monat). Unser langfristiges Ziel ist jedoch auch weiterhin, ein umlagefinanzierter ticketloser ÖPNV für alle! So können wir am besten erreichen, dass die Finanzierung von Bus und Bahn zukünftig auf gerechte Art und Weise sichergestellt wird.
Azubi-Ticket kurz und knackig:
- weniger bezahlen und weiter fahren
- die selben Vorteile wie Studierende
- umweltfreundlich