Mehr bezahlen, nur weil Du Azubi bist? Schluss damit!

Ob nun Kino, Handytarif, Zeitungsabo oder anderes: Häufig gibt es einen Studierendenrabatt und selten einen Azubi-Rabatt. Mit das beste Beispiel dafür ist Spotify Premium: Für Studierende kostet der Tarif nur 4,99€ im Monat, während alle anderen 9,99€ im Monat bezahlen müssen. 50% Rabatt – aber nur für Studierende.

Für uns ergibt es keinen Sinn, warum Azubis nicht auch in den Genuss solcher Angebote kommen sollten. Was hält Anbieter wie Spotify davon ab, ihr Angebot auf Azubis auszuweiten? Der Tarif wird mit „Soundtrack zum Lernen“ beworben. War also der Gedanke bei Spotify, dass Azubis nichts lernen müssen, oder geht man davon aus, dass Azubis keine Musik hören?

Auf diese und andere Fragen wollen wir euch hier eine Antwort geben.

Warum die Ungleichbehandlung unfair ist!

Bei einer Betrachtung der Lebensverhältnisse von Studierenden und Azubis ist eine solch unfaire Behandlung kaum tragbar. Die Sozialerhebung 2016 des deutschen Studierendenwerkes und der Auszubildendenreport 2020 der DGB-Jugend schaffen Fakten. Nach Angaben des Studierendenwerkes haben Studierende im Durschnitt 918€ im Monat zur Verfügung. Dagegen kommen laut Angaben der DGB-Jugend Azubis gerade einmal auf 836€ Ausbildungsvergütung pro Monat. Auszubildende haben also monatlich fast 80€ weniger zur Verfügung!

Des Weiteren gaben knapp 60% aller Azubis 2020 an, gar nicht oder nur wenig gut von ihrer Ausbildungsvergütung leben zu können. Darüber hinaus gaben sogar mehr als 50% aller Azubis an, neben der Ausbildung finanziell unterstützt zu werden (DGB-Jugend, 2020). 

Es gibt weit verbreitete Vorurteile gegenüber Azubis!

Viele Unternehmen bieten Azubis nicht die gleichen Angebote wie Studierenden an. Dahinter stecken viele Vorurteile gegenüber Azubis, denn das Bild der gut verdienenden Azubis gegenüber den armen Studierenden hält der Realität – wie gezeigt – nicht stand. Doch auch darüber hinaus gibt es offenbar immer noch überholte Vorstellungen: So scheint bei vielen Medien und Nachrichtenmagazinen immer noch die Auffassung vertreten zu werden, dass sich Azubis nicht für Politik interessieren würden. Eine ähnliche Auffassung vertreten offenbar allerhand Museen. Denn viele Museen haben keinerlei Ermäßigungen für Azubis – als ob sich Azubis nicht für Kultur und Geschichte interessieren würden!

Egal ob es der Physiotherapeut ist, der den Yogakurs hält, die Zerspanungsmechanikerin, die die Straßenbahn mit zusammen baute, welche jetzt von einem gelernten Straßenbahnfahrer gefahren wird, der Friseur der die Haare schneidet oder die Versicherungskauffrau, die eine Berufsunfähigkeitsversicherung verkauft: Zu oft bekommen Auszubildende auf Vieles, an dem sie hart mitarbeiten, selber keine Rabatte. Sie werden im Gegensatz zu den Studierenden vergessen! Ausbildungsberufe erfüllen viele wichtige Aufgaben in unserer Gesellschaft und bekommen im Vergleich mit den Studienberufen dafür nur wenig Respekt.

Kritik der politischen Ökonomie

Trotz der offensichtlichen Ungleichbehandlung kann es für Betriebe oft lukrativ sein, Studierende zu bevorzugen. Personen mit Hochschulabschluss verdienen im Durchschnitt mit 1.400.000€ deutlich mehr Geld bis zu ihrem Arbeitsende mit Alter 64 als Personen mit einer Berufsausbildung, die im Durchschnitt nur 950.000€ bis zu ihrem Arbeitsende verdienen (IAW, 2019). Unternehmen sehen Studierende damit als Personen an, für die es sich mehr lohnt, sie durch Rabatte an das Unternehmen zu binden, da sie statistisch langfristig ein hohes Einkommen haben werden. Daraus erhoffen sich Unternehmen, dass diese Studierten auch langfristig viel Geld für ihre Produkte und Dienstleistungen ausgeben werden. Azubis bleibt dieser Vorteil als “langfristig Niedrigverdienende” verweigert. 

Die einzigen Ausnahmen bei der Einkommenslage von Personen mit Berufsausbildung scheinen Techniker und Meister zu sein, die zum Arbeitsende mit einem ähnlichen Gesamteinkommen über die gesamte Arbeitszeit gerechnet herauskommen wie Personen mit Hochschulabschluss. Diese sind allerdings in der klaren Minderheit und bilden die Realität von sich gerade in ihrer Ausbildung befindenden Personen nicht ab. 

Wir finden es unhaltbar, dass allein auf der Basis ökonomischer Abwägungen Auszubildende, die später viel der Arbeit leisten, aus der sich das Einkommen der höheren Schichten nährt, hier so benachteiligt werden.

Ihr wollt nähere Informationen? Dann empfehlen wir euch diese Studie: Lebenseinkommen im Vergleich

Fazit: Schluss mit unfairen Angeboten!

Was auch immer die Gründe dafür sind, Azubis von vergünstigten Angeboten auszuschließen, wir sagen: Schluss damit! Wenn es vergünstigte Angebote für Studierende gibt, muss es diese auch für Auszubildende geben. Nur das ist gerecht!

Vor allem staatliche Institutionen, wie Theater, Museen oder Kunsthallen sollten schnell für gleichwertige Angebote sorgen. Immerhin kann hier auch die Politik direkt Einfluss nehmen. Bei privaten Anbieter*innen hilft leider nur der öffentliche Druck. Den können und wollen wir gemeinsam mit euch ausüben!

Ihr kennt weitere Fälle? Dann schickt sie uns einfach hier!